Es wird kalt... und ein weiser Ratschlag lautet: "Man soll annehmen, was ist." Ich hingegen nehme besser an, wenn ich verstehen kann, warum etwas ist, wie es ist. Also frage ich mich: Warum wird es kalt? Warum friert es den einen mehr unter Umständen, die für den anderen angenehm sind? Was bewirkt feuchte Kälte gegenüber trockener Kälte? Welche Klimazone passt zu welchem Typus? Und was kann man tun, um Wege aus dem Frösteln und der oftmals trüben Stimmung in Novembertagen zu finden? Ein Versuch mit dem Winter klarzukommen:
Warum friert der Mensch?
Wir Menschen sind Säugetiere und somit auch Warmblüter, oder endotherme "Tiere", die die Körpertemperatur durch die eigene Wärmeproduktion von innen her regulieren. Hierzu zählen neben
den Säugetieren auch die Vögel.
Reptilien, Amphibien und die meisten Fische hingegen sind Lebewesen, die ihre Körperwärme von der Umgebung aufnehmen, sie sind ektotherme bzw. wechselwarme Organismen.
Gegenüber Eidechsen und Fröschen haben wir also den Vorteil wetterunabhängig zu leben und uns im Winter nicht mit Frostschutzmittel ähnlichen Stoffen im Blut in die Erde zu verkriechen. Trotz unserer bemerkenswerten Eigenschaft, selbst Wärme zu erzeugen, frieren wir aus verschiedenen Gründen:
1. Konduktion: Konduktion bedeutet Abgeben und Aufnehmen von Wärme. Wir können also unsere Körperwärme dadurch verlieren, dass wir in direkten Kontakt an umgebende "Körper" bzw. Gegenstände treten. Wenn wir uns auf eine kalte Metallbank setzen, wird unser Körper solange Körperwärme abgeben, bis der kontaktierte Gegenstand die gleiche Temperatur hat, so auch das Wasser im Schwimmbad: bevor Sie das ganze Wasser im Becken erwärmen könnten, würde die kältere Wassermasse Sie leider eher unterkühlen. Das ist ein Naturgesetz und lässt sich nicht ändern, so unfair es auch manchmal scheint.
2. Konvektion: Konvektion bedeutet der Verlust von Wärme an die Umgebungsluft. Wenn wir kalter Luft eines Zimmers ausgesetzt sind, gibt unser Körper Wärme ab, bis die Körper- und Umgebungslufttemperatur auf dem selben Niveau liegen. Bei zusätzlichem Wind vollzieht sich dieser Verlust noch schneller.
3. Wärmestrahlung: Sonnenstrahlen und die Wärme eines Lebewesen werden stetig ausgestrahlt. Die Wärmestrahlung ist wie die Konduktion, nur ohne Berührung. Hier wird ebenfalls Wärme abgestrahlt, wenn wir uns in der Nähe einer kalten Mauer befinden.
4. Evaporation: Evaporation bedeutet Verdunstung. Beim Schwitzen verdunstet Feuchtigkeit auf unserer Körperoberfläche in die Umgebungsluft und zieht somit die Wärme mit sich: Wärme wird abgegeben, der Körper kühlt ab. Geschieht dies z.B. durch zusätzlichen Wind zu rasch, frieren wir.
"Ich friere bis auf die Knochen!" oder "Mir gefriert das Blut in den Adern..."
Sicher haben Sie diese Redewendungen bereits am eigenem Leibe durchlebt. Sie leiten den ersten wichtigen Punkt bezüglich Wärme und Kälte durch unseren Körperbau ein:
Unser Blut. Unser Blut durchfließt unseren Körper ununterbrochen, hierbei werden Sauerstoff, Nährstoffe und Abwehrzellen bis an die "hintersten Stellen" unseres Organismus befördert. Das Blut trägt aber nicht nur das Genannte mit sich, sondern auch die Wärme, da es durch die sich erwärmenden Muskeln und Organe strömt. Es trägt einen bedeutenden Teil für die Wärmeregulation bei. Haben wir uns an einem "eiskalten Tag" zur Schneeballschlacht mit unserem Nachbarn verabredet, sind wir mit wärmeisolierender Kleidung gut gegen Abkühlung geschützt. Bewegen wir uns jedoch so reichlich, dass die Körpertemperatur über 37°C steigt, beginnen wir zu schwitzen. Durch die dicke Kleidungsschicht kann in dieser Situation der Schweiß nicht von der Luft aufgenommen werden und somit nicht zur Kühlung beitragen. Unser Körper findet dann einen Weg über die unbedeckten Stellen:
unsere Backen und Wangen, hier verstärkt sich die Durchblutung, damit sich das Blut an der dünnen Außenhaut des Gesichtes abkühlen und so regulierend in den Körperkreislauf zurückfließen kann, erkennbar an den typischen Rotbäckchen. Ist es jedoch so, dass wir zu sehr oder zu langanhaltend Kälte ausgesetzt sind, zieht der Körper sein Blut aus den "unwichtigeren" Organen, wie unserer Haut, oder den Gliedmaßen vermehrt ins Körperinnere zurück, um sich zu schützen. Gleichzeitig stellen sich unsere Häarchen an den Extremitäten so auf, dass die wärmere Luft an der Haut in der Körpernähe erhalten bleibt (Gänsehaut).
Finger oder Füße werden schlechter durchblutet, da durch die ständig wirkende Kälte, bei weiter normal fließenden Blutfluss, der gesamte Organismus so sehr abkühlen würde, dass dies tödlich enden könnte. Gegen eine zu rasche Abkühlung kann man sich beispielsweise zusätzlich durch bewusste Meditation und regelmäßige Kneipp-Anwendungen wappnen. Unter extremen Bedingungen entscheidet der Körper jedoch, lieber einen Finger zu opfern, als gänzlich sterben zu müssen. Kurzfristige Abkühlung ist nach Aufwärmen in warmen Räumen kein Problem. Starke Erfrierungen bedeuten mitunter Amputation des Körperteils. Beruhigenderweise ist dies in Deutschland selten und eher bei in Not geratenen BergsteigerInnen zu beobachten.
Erste-Hilfe-Tipps diesbezüglich können Sie auch unserem Buch
"Erste Hilfe mit Klassischer Homöopathie" entnehmen.
Was kann man tun, wenn man friert und die Bekleidung nicht ausreicht? Der nächste wichtige Aspekt für den Wärmehaushalt des Körpers sind:
die Muskeln. Jede Muskelbewegung erzeugt Wärme. Ist uns schrecklich kalt, zittert unser Körper automatisch, um der Kälte entgegen zu wirken. Aber auch Muskeln brauchen Energie.
Essen wir zu wenig oder zu einseitig, fährt der Körper seinen Stoffwechsel herunter, um Energie zu sparen, da er von einer Notsituation (wie Fasten (akut) oder Hungersnot (chronisch)) ausgeht. Unsere Empfehlung ist daher: Essen Sie zu Herbst- und Winterzeit mit gutem Gewissen kohlehydrat- und fettreiche Speisen. Fett ist der stärkste Energielieferant und Wärmespeicher. Wale, Robben, Eisbären tragen eine mehrere zentimeterdicke Fettschicht, um sich gegen die Temperaturen zu wappnen, und sie leben ganz gut damit. Wir hingegen sind keine Eisbären und somit aus biologischer Sicht nicht dafür geschaffen, längerfristig Fettschichten zu tragen. Sicher ist es von Vorteil mit ein bis zwei Kilogramm mehr "auf der Waage" den Kältemonaten zu trotzen, Winterspeck ist also vollkommen ok. Die Wahl der Nahrungsmittel, um diesen Schutzspeck aufzubauen, sollte nur mit Bedacht getroffen werden, denn dies entscheidet wiederum über unsere ganzheitliche Gesundheit. Hier wird klar: Die Versorgung mit Nahrung in den Industrieländern ist für uns ein Leichtes, denn mittlerweile steht schon zur Herbstzeit in den Ladenregalen typisches Fertiggebackenes zum Verzehr bereit: Plätzchen, Lebkuchen, Stollen - alles kohlehydrat- und fettreiche Speisen, zusätzlich angereichert mit raffiniertem Zucker. Hier fällt es nicht immer leicht, sich für gesundheitsfördernde Nahrungsmittel zu entscheiden. Allein durch die variationsreich suggerierte Keksauswahl in den Supermärkten müsste man als ein in Deutschland Lebender vermutlich gegen die kalte Saison kohlehydratreich versorgt sein, auch ein Block pure Butter zum Frühstück oder drei Teller Nudeln pro Tag müssten also bei gelegentlichem Keksgenuss nicht zusätzlich gegessen werden. Genießen Sie Leckereien in Maßen und greifen Sie öfters am Tag zu Nahrungsmitteln ohne Zusätze wie Zucker. Ein paar Mandarinen, Äpfel und Nüsse am Tag bringen einen gesunden Ausgleich (gönnen Sie sich hier ggf. ab und zu biologische Produkte, da diese pestizidfrei sind).
Vielleicht rührt der Brauch, Plätzchen zu backen daher, die Energiezufuhr im Winter "spielend" zu steigern?
Die letzte spannende Komponente unseres Wärmehaushalts stammt von: unserer Leber. Sie ist nicht nur zuständig für die tägliche Entgiftung unseres gesamten Blutes, sondern sie sorgt auch dafür, dass uns warm ist, denn sie ist sprichwörtlich "die chemische Fabrik" und somit "die Heizung" unseres Körpers. Die Leber erzeugt durch Verbrennung von Nahrungsstoffen (wie Kohlehydrate etc.) Wärme, die durch das Blut in den Körperkreislauf gelangt, was man als Stoffwechsel bezeichnet. Diesen kann man beispielsweise durch Sport anregen - uns wird warm - oder auch absenken, was durch Schlaf geschieht - darum decken wir uns zu , wenn wir einschlafen und uns fröstelt es, wenn wir aus dem kuscheligen Bett wieder heraus müssen. Mein persönlicher Tipp: Denken Sie daran, die Winterzeit ist sicher auch eine Wohlfühlzeit, ideal zum Einkuscheln in vielen, vielen Decken.
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