Chronischer Paukenerguss / Mittelohrentzündung: Wie sinnvoll ist der Einsatz eines Paukenröhrchens?

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Glücklich trotz chronischer Mittelohrentzündung? Foto von Rosa M. Thielmann

Drei Viertel aller Kinder haben bis zum dritten Lebensjahr mindestens eine Mittelohrentzündung durchgemacht. Diese kann sehr schmerzhaft sein und mehrmals auftreten. Der HNO-Arzt empfiehlt dann häufig sogenannte Paukenröhrchen. Dies sind wenige Millimeter dicke Röhrchen, die für eine kurze Zeit in das Trommelfell eingesetzt werden und als eine künstliche Öffnung dienen.

 

Solch eine Öffnung entsteht je nach Krankheitsphase und Behandlung oftmals auch auf natürliche Weise und ist als Trommelfellriss (Perforation) bekannt. Durch die Öffnung im Trommelfell kann das gestaute Sekret abfließen und das Mittelohr wieder besser belüftet werden und abheilen. Auch der Weg über den Nasenrachenraum (Eustachische Röhre) lässt sich durch Alternativmedizin anregen, das Sekret ohne Perforation auszuscheiden.

 

Wann ist also dieser operative Eingriff sinnvoll und wie kann man sein Kind alternativ bei einer (chronischen) Mittelohrentzündung helfen?

Eine Vollnarkose mit Maskenbeatmung ist nicht leicht zu nehmen, auch wenn sie bei dem Einsatz eines Paukenröhrchens kurz gehalten wird (20-30 Minuten). Gerade junge Kinder sollten körperlich so wenige Eingriffe wie möglich erfahren, um nicht dem Gefühl der Ohnmacht gegenüber des Arztes, der Spritzen, der Narkosemaske oder dem Risiko einer Fehlbehandlung ausgeliefert zu sein. Der Nutzen einer Paukendrainage ist von Fall zu Fall umstritten (und unsere Heilpraktikerpraxis empfiehlt nur in seltenen chronischen Fällen zu diesem Eingriff). Zwar übernimmt die Krankenkasse einen Großteil der Kosten, doch die Sorgen und Verantwortung, die nach dem Eingriff weiter bestehen, tragen die Eltern allein. Bei bis zu 30.000 Kindern werden deutschlandweit pro Jahr Paukenröhrchen eingesetzt. Dies ist heutzutage für viele HNO-Ärzte ein Routineeingriff - welche Alternativen bieten sich an dieser Stelle? 

Der natürliche Weg der Heilung

Kinder sind oft erkältet, sie rennen durch den Wind, spielen unbekleidet, vergessen Mütze und Schal anzuziehen, laufen barfuß durch die Pfützen... Die Natur hat dafür vorgesorgt. In den ersten Monaten bis Jahren bildet die Ernährung durch Muttermilch einen umfassenden Schutz vor gefährlicheren Erregern. Im Laufe der Entwicklung vergrößern sich die Mandeln, welche eine wichtige Funktion für die Immunabwehr darstellen. Der Blinddarm ist voll ausgereift, um den Körper mit Leukozyten (weißen Blutkörperchen, die Keime eliminieren) zu überschwemmen. Ein kurzes Fieber (1-3 Tage), ein entzündeter Hals, Schleimabsonderung der Nase sind alles gesunde Reaktionen des Körpers, um die fremden Erreger loszuwerden. 

Wenn durch Operationen Mandeln, Polypen oder Blinddarm entfernt wurden, fehlt dem Kind die erste innere Schutzbarriere und andere Organe/Gewebe übernehmen nun die Aufgaben der ursprünglich vorhandenen. Durch die Dauerüberforderung entstehen schneller als sonst immer wieder kehrende Entzündungen, das Problem verschiebt sich bis ins Mittelohr (oder Bronchien) und kann eventuell chronisch werden.

Auch vollkommen unoperierte Kinder können eine Mittelohrentzündung entwickeln, diese klingt jedoch meist ohne größere Komplikationen von selbst ab. 

 

Wenn sich nun eine Erkältung anbahnt, ist es sehr wichtig, das Kind mit Fürsorge, reichlich Wasser und gehaltvollem Essen zu unterstützen. Es braucht Ruhe, Wärme, natürlich liebevolle Zuwendung und Zeit zum Ausheilen. Wenn man die Zeichen einer Erkrankung (wie plötzliche Durstlosigkeit, Appetitlosigkeit, Lustlosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen und Husten oder Niesen) frühzeitig ernst nimmt und dem Kind Ruhe gönnt, kann einem heftigerem Verlauf vorgebeugt werden.

 

Tritt trotzdem eine Mittelohrentzündung oder ein Paukenerguss auf, kann dies, wenn das Kind fiebert, innerhalb dreier Tage abklingen oder es dauert biszu einer Woche an. In manchen Fällen tritt die selbe Erkrankung nach ein bis drei Monaten erneut auf, was manchmal mit der kalten Jahreszeit, der Entwicklungsphase, der Empfindlichkeit des Kindes oder andauerndem Stress zu tun hat (und eventuell mit einer nicht vollkommen abgeschlossenen Gesundungsphase).

 

Ist das Kind nach dieser Zeit stets weiter anfällig für einen Paukenerguss / Mittelohrentzündung machen sich die Eltern berechtigterweise Sorgen über Sprachentwicklungsverzögerungen, bleibender Schwerhörigkeit oder chronischen Erkrankungen. Unter diesen Gesichtspunkten fällt es Eltern häufig schwer, dem Kind das natürliche Abheilen zuzutrauen. Wie immer muss bei jedem Fall individuell diagnostiziert und abgewogen werden, ob eine radikale Maßnahme wie eine Operation nötig ist oder ob ein sanfter kontinuierlicher Weg sinnvoll ist. Tendenziell kann man jedoch sagen, dass wir in unserer Praxis mit der Anwendung von Klassischer Homöopathie bisher Mittelohroperationen bei Kindern langfristig abwenden konnten. Dazu braucht man nicht Vertrauen in die Homöopathie, sondern einen qualifizierten Homöopathen, der dem Kind durch gründliche Mittelwahl keinen längeren Leidensweg zumutet, als es bereits durchgemacht hat oder es mit einer Operation durchmachen würde.

 

Vorteile und Nachteile einer Paukenröhrchenoperation

Vorteile Nachteile

 

  • schneller Eingriff
  • kurze, ambulante Operation
  • kurzfristige Verbesserung des Hörvermögens
  • Schmerzfreiheit des Mittelohres bis das Trommelfell erneut zuwächst
  • selbstständiges Ausstoßen des Röhrchens innerhalb 3 bis 12 Monate
  • angestaute Sekrete können abfließen, was die Ausscheidung der Keime fördert

 

 

 

  • Vollnarkose
  • drohender Zweiteingriff, wenn das Paukenröhrchen nicht von selbst abgestoßen werden kann
  • narbige Veränderung im Trommelfell, die die Hörfähigkeit geringfügig beeinträchtigen kann
  • das Eindringen von Wasser (Seifenwasser z.B. beim Haare waschen), Bakterien und Schmutz kann schneller weitere Entzündungen hervorrufen
  • kein Schutz vor erneuten Mittelohrenzündungen / Paukenergüssen
  • Verwendung von Q-Tips oder Ohrstöpseln in der Zeit nach der OP können die Vermehrung der Bakterien erhöhen oder schädigen
  • keine grundlegende Heilung, sondern eine oberflächliche Lösung des vermeintlichen Problems

Behandlungsmöglichkeiten bei Mittelohrentzündung / Paukenerguss - Homöopathie, Nasensprays, Antibiotika, Operation?

 

Da sich ein Paukenerguss (oder eine Mittelohrentzündung) auch von selbst zurückbilden kann, sollte man zunächst einige Monate abwarten, ohne den Körper mit unterschiedlichsten Mitteln zu beeinflussen. Wie immer zählt hier die Qualität mehr als Quantität.

 

Falls sich eine Entzündung über längere Zeit nicht zurückbildet und das Sekret nicht von selbst abfließen kann, braucht das Immunsystem Unterstützung. Hierbei bildet die Homöopathie eine ganzheitliche Möglichkeit.

Die Schulmedizin sieht organische Unterstützung vor, indem sie Wirkstoffe zur Zerstörung der Bakterien einsetzt oder Nasensprays, die das Gewebe entlasten sollen. Da der Wirkstoff hier von außen eingesetzt wird, ist der Wirkungsbereich beschränkt und lässt nach dem Einsetzen des Wirkstoffes wieder nach. Erneute Entzündungen können auftreten.

Klassisch homöopathische Arzneimittel haben ein breitgefächertes Wirkspektrum, da sie nicht aus einer isolierten, synthetischen Substanz hergestellt werden, sondern den gesamten Wirkkomplex einer Pflanze, eines Minerals oder tierischen Stoffes in sich tragen, ein Beispiel dazu ist hier nachzulesen. Sie wirken länger und tiefer (daher ist hier die homöopathische Selbst-/Fehlbehandlung teilweise fatal! Näheres dazu im nächsten Blogbeitrag).

 

Häufig sorgen sich Eltern über die Sprachentwicklung ihres Kindes, wenn das Hörvermögen durch die Beschwerden über längere Zeit eingeschränkt wird, denn in den ersten drei Jahren erlernt das Kind die Sprache seiner Umgebung schließlich am intensivsten. Obwohl gerade in dieser Zeit die Mittelohrentzündungen am häufigsten auftreten, entwickeln sich die meisten Kinder auf langer Sicht gut.

 

Keine Entscheidung sollte aus der Angst heraus gefällt worden sein. Wir empfehlen, dem Kind für die Gesundung Zeit zu geben, die Möglichkeit der Selbstheilung einzuräumen und unter ärztlicher Untersuchung Alternativmethoden wie die Klassische Homöopathie anzuwenden. Lassen Sie sich hierbei nicht zur Selbstmedikation verführen, denn unter Klassischer Homöopathie und Homöopathie besteht leider ein großer Unterschied. Durch Falschbehandlung (Selbstbehandlung oder durch unerfahrene Therapeuten) kann sich die Flüssigkeitsansammlung oftmals nicht korrekt auflösen und danach kommt bei einigen betroffenen Eltern erst ein chirurgischer Eingriff in Betracht, denn "der sanfte Weg hat ja nicht funktioniert". Ein guter Klassischer Homöopath kann jedoch mit einer passend ausgewählten Arznei die Blockaden lösen und eine "echte, wahre Heilung" (Dr. Hahnemann) auslösen.

 

Jenseits des 7. bis 10. Lebensjahres werden Paukenröhrchen nicht mehr benötigt, da der kindliche Kopf groß genug gewachsen ist, um das Ohr über den Nasenrachenraum ausreichend zu belüften. Um mehr über die Entstehung einer Mittelohrentzündung zu erfahren, sie somit besser zu verstehen und zu erkennen, wann der kurzfristige Nutzen das Risiko eines Eingriffs überwiegt, lesen Sie den nächsten Blogartikel: Mittelohrentzündung (Otitis media) Definition & Behandlung

Die Beiträge unseres Blogs und Lexikons liefern nur Informationen und können keinesfalls die Diagnose des Arztes ersetzen. Wir raten von Selbstmedikation ab und weisen Sie darauf hin, auffällige Symptome ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.

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